Buchkritik: Das große Forscherbuch für Kinder

Foto der Mischung von Backpulver und Essig - es blubbert!
Zimmervulkan mit Backpulver und Essig – Foto: C. Krause

Das heute rezensierte Buch ist im Zusammenhang mit „Scienc-Lab“ entstanden, einer Einrichtung, die naturwissenschaftliche Inhalte für Kinder anbietet.

Das große Forscherbuch für KinderExperimente und Spiele zum Entdecken der Naturwissenschaften
von Sonja Stuchtey
95 Seiten
ISBN 978-3-401-09097-9
ca. 13.- EUR

Dieses Mal richtet sich das Vorwort an die erwachsenen „Mitforscher“, mit dem deutlichen Hinweis, Fragen der Kinder nicht einfach zu beantworten, sondern ihnen Raum zum Forschen zu bieten. Den Kindern würde die bewusste Beobachtung und eine erste vorsichtige Ännäherung an die Zusammenhänge ausreichen. Die genannten Erklärungen der Phänomene seien eher für die Eltern geacht. Aha, da bin ich gespannt…

Die Versuchsbeschreibungen sind übrigens wieder in der „Du-Anrede“ geschrieben und richten sich an die Kinder.  Zielgruppenalter ist Kindergarten und frühe Grundschule – das bestätigen auch die teilweise sehr einfachen Experimente. Aber ich greife vorweg.

Fünf große Forschungsgebiete und einige Überraschungen
Unterteilt ist das Buch in die Forschungsgebiete „Farben“, „Licht und Schatten“, „Luft“,  „Wasser & Co“ sowie „Berge und Steine“. Jedes Kapitel wird mit einer zentralen Frage eingeleitet.
Aber schon im Inhaltsverzeichnis fällt auf, dass neben den insgesamt 41 Versuchen auch andere Rubriken auftauchen, u.a.

  • Zum Spielen (einfache Kinderspiele)
  • Zum Vorlesen (Märchen)
  • Zum Singen (Volkslieder)

Farben in der Natur
Ein schöner Einstieg ist mit den Natur- und Tarnfarben gelungen. Auch die Idee, die eigene Hand durch Bemalen zu tarnen, finde ich witzig. Danach fällt es leider ab :-(
Die Farben im Regenbogen mit Lichteinfall im Glaskristall zu zeigen, ist mau und der Farbkreisel, inkl. äußerst dürftiger Erklärung (Farbmischung und Wellenlängen) für die Eltern, noch mauer. Das können der Abschluss mit dem Kartoffeldruck (eher eine Bastelstunde) und das Märchen zum Vorlesen nicht hochziehen

Licht und Schatten, oder besser Sonne, Mond und Sterne!
Kommt jetzt ein Lichtblick? Leider nein. Wieder ein recht banaler Einstieg: Was wirft wie Schatten? Was ist durchsichtig? Und die Erklärung für Eltern ist wieder sehr dürftig. Es folgen einfachste Kinderspiele, Rätsel und wieder ein Märchen. Aber dann!

Es folgt ein ziemlich umfangreiches Fragethema:  Wie leuchtet der Mond, wie entstehen Mond-und Sonnenfinsternis und die Jahreszeiten?
Hier wird aber nicht richtig geforscht, sondern die Himmelskörperbewegungen mit einem Modell erläutert. Tja, und  dafür sollte das Kind schon verstehen, wer sich wie um wen dreht – und wer auch noch mit gekippter Achse!
Alles sehr stark vereinfacht und wirft auf jeden Fall jede Menge Fragen auf. Aber die Ideen mit dem Tischtennisball, dem Globus und der aufgespießten Pampelmuse sind nett. Allerdings: Wer hat denn so eine schöne elektrische Kerzenlampe als Lichtquelle zuhause?

Nach dem Bau einer Sonnenuhr wird es noch mal richtig komplex: Der Ursprung unseres Kalenders wird extrem ausführlich erläutert, inkl. römischer Herkunft der Monatsnamen. Das Thema scheint die Autorin auf jeden Fall sehr zu begeistern…

Jetzt geht es um die Luft
Das Kapitel startet wieder mit ganz ganz einfachen Versuche zur Luft (in der Hinweisbox für Eltern ist jetzt von 4-jährigen Kindern die Rede). Dann wieder ein Märchen und das Basteln eines einfachen Windrades und eines Windsacks – übrigens beides als „Versuch“ betitelt. Schwach!

Ein brennendes Thema für kleine Zündler
Überraschend taucht auch das Thema „Feuer“ im Kapitel „Luft“ auf. Obwohl die Frage lautet „Warum brennt das Feuer“,  geht es eigentlich nur um das Löschen von Feuer. So soll eine brennende Kerze (Teelicht) mit verschiedenen Mitteln wie Sand, Tuch, Wasser gelöscht werden.
Moment mal: Kerzen löschen mit Wasser? Zwar folgt noch der Tipp, das beim Löschen mit Wasser natürlich danach eine neue Kerze benötigt wird. Tja, wenn man Pech hat, braucht man nicht nur eine neue Kerze! Spritzt Wasser in ein Teelicht, bei dem der Wachs komplett flüssig und heiß geworden ist, kann es zu einer Wasserdampfbildung kommen. Bekannt und berüchtigt in der Küche, wenn man einen Fettbrand mit Wasser zu löschen versucht.

Wasser und Co – Aber wer ist Co?
Na, wo kommt der Regen her? Einmal kurz den Wasserkreislauf der Natur zeigen, Wolkenfotos dazu und schmelzendes Eis beobachten – ich hoffe doch, da kommt noch was…
Okay, ein Zähigkeitstest für verschiedene Flüssigkeiten (Absinkgeschwindigkeit einer Büroklammer vergleichen). Und, Überraschung! Es gibt da Unterschiede zwischen Honig und Wasser. Es folgen Versuche, mit was sich Wasser vermischen lässt.
Da passt dann fast das Märchen vom Zauberlehrling, nach dem Motto „zauberhafte Natur der Dinge“.
Beim Thema Salzwasser verliert die Autorin wieder ein wenig die Kontrolle über das Thema und wird sehr ausführlich. Wie schon beim Mondthema ist dies offensichtlich ein weiteres Lieblingsthema.
Leider kommen auch wieder Erklärungen im Versuchstext vor (sollte doch nicht sein, siehe Vorwort!). Und, können kleinen Kinder Sätze wie „Die Moleküle sortieren sich in ein festes Kristallgitter“ verstehen?

Berge und Steine – Eine ungewöhnliche Rubrik in einem Forscherbuch
Jetzt wird es mehr ein Beschäftigungsbuch als Experimente-Buch. Anders kann ich den „Versuch“ Steine zu sammeln nicht einordnen. Na gut, die Steine sollen sortiert werden, z.B. nach der getesteten Härte.Nach dem fast schon obligatorischen Märchen wird dann noch erläutert und experimentiert, wie Steine entstehen.
Von einem Vulkanausbruch (mit Essig und Natron) über Faltengebirge aus Knetmasse geht es bis zu den Bewegungen der Erdkruste. Wieder mehr Lexikon als Experiment.

Und auch ein ungewöhnliches Glossar
Das habe ich noch nicht gesehen: ein Glossar der wichtigsten Begriffe aus dem Buch, bei dem einige nur für Erwachsene erklärt sind (zur Unterscheidung kursiv gedruckt). Wofür das?

Zusammenfassung und Bewertung
Auf jeden Fall fällt dieses Experimentebuch aus der Reihe: Lieder und Märchen habe ich noch in keinem dieser Bücher gefunden. Aber schauen wir uns mal die Einzelbewertungen an:

Materialaufwand: 4 von 5 Punkten
Alles einfaches und leicht zu beschaffendes Material. Teilweise natürlich auch, weil auch die Versuche sehr einfach sind.

Versuchsbeschreibung: 2 von 5 Punkten
Mehr Punkte sind einfach nicht drin. Die Versuche sind mir einfach viel zu banal. Da helfen auch nicht ein paar Fragen als Aufforderung zum Forschen.

Praxistauglichkeit: 5 von 5 Punkten
Ja, wiederholbar und praxistauglich sind die einfachen Experimente auf jeden Fall. Was sollte hier auch schiefgehen?

Erklärung: 0 von 5 Punkten
Hier kann ich beim besten Willen keine Punkte vergeben – wofür auch.

Grafik/Fotos: 2 von 5 Punkten
Die Zeichnungen erinnern mich eher an ein Bilder- oder Märchenbuch. Nett halt.

Alltagsbezug: 3 von 5 Punkten
Leider nicht so in meinem Sinne: Im Prinzip sind es alles nur Beobachtungen der Natur. Daher gibt es zwangsläufig keinen Transfer in den (technischen) Alltag, den ich mir wünsche.

Originalität: 1 von 5 Punkten
Originell ist das Buch schon, allein schon durch die Märchen und die Lieder. Aber die Experimente sind absolut banal.

Bonus/Malus: 0 Punkte
Sehr schwer, ich hatte sogar überlegt, ein paar Punkte abzuziehen wegen der vielen Märchenseiten (18 Seiten von insgesamt 80 Inhaltsseiten). Aber der Ansatz, auf diese komfortable Weise Erwachsene dazu zu bekommen, mit ihren Kinder gemeinsam zu forschen, gleicht dies aus. Denn so muss man sich das „Drumherum“ nicht mühsam selbst zusammensuchen und kann die Zeit mit den Kindern gemeinsam verbringen.

Gesamt: 17 Punkte

Fazit:
Das ganze Buch ist eher ein Beschäftigungsbuch für Kinder, das Beobachtungen der Natur zum Schwerpunkt hat. Praktischerweise sind dann gleich Märchen, Spiele und Volkslieder passend zum Thema dabei. Für meine Technikforscherkurse ist das Buch aber nicht zu gebrauchen, auch das Alter der Zielgruppe ist wohl eher im Kindergarten zu finden.

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